Studio, Methode & Unterrichtsphilosophie

Uwe Götz ist seit 1986 als selbständiger Gesangpädagoge tätig und hat 1992 das „Studio Vocale“ gegründet.
Es dient der Ausbildung und Fortbildung professionell und semiprofessionell orientierter Sängerinnen und Sänger, ambitionierter Laiensängerinnen und -sängern, Gesangpädagoginnen und Gesangspädagogen und von Personen in Sprechberufen.
Die methodische Grundlage des Unterrichts ist die Rabine-Methode für funktionale Stimmpädagogik und funktionales Stimmtraining.

Sie basiert auf dem umfassenden Verständnis der Zusammenhänge von anatomischen, physiologischen, biologischen, neurologischen, physikalischen, akustischen und psychischen Abläufen und Ereignissen während der Phonation.
Daraus lässt sich die „Theorie über die Stimmfunktion“ formulieren und mit den Gesetzmäßigkeiten des sensomotorischen Lernens und der Entwicklungspsychologie in einen Lehr- und Lernprozess übertragen. Der Sänger ist das Instrument selbst und lernt, diese funktionalen Abläufe durch seine Wahrnehmung zu organisieren.
Zum Grundverständnis über die Stimmfunktion gehört das Wissen über die Doppelventilfunktion des Kehlkopfes, in dem die Stimmlippen als unteres Einatmungs- bzw. Unterdruckventil und die darüber liegenden Taschenfalten als Ausatmungs- bzw. Überdruckventil organisiert sind.
„Der Kehlkopf in seiner Hauptfunktion ist dem Atemapparat zugehörig. Die primäre Funktion der Stimmlippen als Teil des Luftweges ist es, für die Atmung zu öffnen oder auch zu schließen, bspw. um die Lungen vor Fremdkörpern zu schützen. Eine sekundäre Funktion der Stimmlippen ist dann die Phonation.
Im Zusammenhang mit der Atmungsmuskulatur ermöglicht die Kehlkopffunktion Luftdruckänderungen in der Lunge bzw. Druckänderungen im Brustkorb. Ein „Überdruck“ wird bei Schließung der Taschenfalten (als Überdruckventil) produziert, die in sich nur wenige Muskelfasern besitzen und deshalb in ihrer Schließstellung durch Hilfsmuskeln des Rachenraumes und auch weiter durch kompensatorische Aktivitäten der Schließung der Stimmlippen und der Aktivität der Ausatmungsmuskeln unterstützt werden. Zweck der Überdruckfunktion ist eine Kraftanwendung nach außen, vom Körper weg, z. B. Heben, Schieben, Defäkation, Gebären usw. Diese Aktivitäten verlangen eine erhöhte kompensatorische Spannung (Schließung) im Rachenraum und sind für die Phonation nicht günstig.
Ein „Unterdruck“ wird bei der Schließung der Stimmlippen (als Unterdruckventil) unter Beibehaltung der Rachenraumöffnung durch die ständige Aktivität der Einatmungsmuskeln produziert.
Zweck der Unterdruckfunktion ist es, eine Kraftanwendung in Richtung des eigenen Körpers zu produzieren, also sich selbst zu heben, z. B. beim Klimmzug oder beim Schwimmen. Auch unterstützen bzw. innervieren alle Aktivitäten der Unterdruckventilfunktion die benötigten inneren Kehlkopfmuskeln für eine effiziente Stimmproduktion. Deshalb haben die Atmungs- und Bewegungsmuskulatur und sogar der gesamte Körper einen mechanischen wie auch neurologischen reflexmäßigen Einfluss auf die Kehlkopffunktion. Die menschliche Stimme ist das Ergebnis körperlicher Funktionen, d. h. von Muskelaktivitäten, die teils bewusst, teils unbewusst durch Leitvorstellungen (einem mentalen Konzept) gesteuert werden. Die optimale ungestörte Funktion der Stimmlippen ist eine Voraussetzung für die völlige Entfaltung der Stimme beim Kunstgesang, wobei alle Parameter der Stimme, wie z. B. maximaler Tonumfang, Lautstärkeumfang, Klang- und Vokalfarbänderungen, Konsonantenartikulation, Genauigkeit, Geschwindigkeit und emotionaler Kommunikationsumfang gewährleistet werden.“ (www.rabine-institut.de)
Die Doppelventilfunktion des Kehlkopfes ist daher in permanenter alltäglicher Aktivität.
Eine unserer ersten Aktivitäten zu Beginn unseres Lebens ist die Stimmanwendung. Sie dient von Anfang an der Kommunikation unserer Befindlichkeiten, unserer Emotionen.
Ein Säugling ist wegen seines sehr hoch stehenden Kehlkopfes noch nicht in der Lage zu sprechen, die Artikulationsmuskulaturen können nur sehr begrenzt differenziert werden.
Stimmbänder sind bei der Geburt noch nicht vorhanden, der knorpelige Anteil der sehr kleinen Stimmlippen ist in den ersten 3 Jahren höher als der ligamentöse. Die Überdruckventilfunktion ist dominant. In Abhängigkeit zur körperlichen Entwicklung, der Aufrichtung, dem Gehen lernen, beginnt die Senkung des Kehlkopfes und erhöht die Fähigkeit zur Artikulation, die Stimmbänder entwickeln sich. Die Aufrichtung des Kindes ist frühestens mit dem 8. Lebensjahr beendet, erst dann können wir mit einer größeren Differenzierung der Doppelventilfunktion zugunsten der Anwendung der Unterdruckventilfunktion rechnen.
Der Erwerb der Sprache in ihren grundlegenden Bewegungsmustern erfolgt bei einem zunächst recht hohen und bis zur Mutation kleinen Kehlkopf.

Das bedeutet, dass das Singen im Kindesalter im Überdruck stattfindet und auch Sprechen dominant in der Überdruckfunktion geschieht.

Singen lernen bedeutet demnach das Üben einer neuen, einer sängerischen Artikulationsbasis, gleich in welchem Alter.
Die Stimmlippen sind in der Überdruckventilfunktion subdominant, d. h., sie reagieren auf den erhöhten Luftdruck durch eine erhöhte Schließung, Tonhöhen- und Lautstärkeänderungen werden durch das Maß an subglottischem Luftdruck bzw. kompensatorische Muskulaturen des Vokaltrakts geregelt und nicht durch die Stimmlippen.

Auf diese Weise teilen Säuglinge ihre existenziellen Emotionen mit – und Erwachsene bisweilen ebenso.

Singend Emotionen zu kommunizieren bedarf eines dominanten Unterdruckventilsystems, bei dem die Stimmlippen dominant sind und in Wechselwirkung mit der akustischen Übereinstimmung des Vokaltrakts wesentliche musikalische Elemente wie Lautstärkeregelung, Tonhöhenregelung und Klangqualität leiten.

Gesangspädagogische Überlegungen tragen dem in der Auswahl von Übungen, Übungsreihen und der Planung einer sängerischen Entwicklung Rechnung.

Die musikalischen Möglichkeiten erweitern sich mit und in Abhängigkeit von den stimmlichen und körperlichen Koordinationsfähigkeiten.

Auch das Verständnis für die musikalischen Elemente, das Erleben und die Ausführung musikalischer Abläufe, die Kommunikation mittels Musik durch den Gesang, werden durch Experimentieren und Ausprobieren entdeckt.

Allgemeine vom Lehrer unterstützte Inhalte, Lern- und Entwicklungsziele im Gesangunterricht sind:

  1. Spaß an der Phonation als Basis des Singens
  2. das Bedürfnis zu experimentieren und zu lernen
  3. die Neugier des Sängers auf sein Instrument, d.h. auf seinen Körper in den Funktionszusammenhängen
  4. realistische Stimmbewertungskriterien, basierend auf der Stimmfunktion und deren Zusammenhängen
  5. ein mentalen Konzept des Singens
  6. Selbstakzeptanz, basierend auf einem realistischen Selbstbild
  7. Geduld mit sich selbst und Liebe zu sich
  8. Vertrauen in seinen Instinkt
  9. Vertrauen in sein eigenes Instrument – in sich selbst
  10. natürliche Musikalität bzw. musikalische Intuition
  11. Selbstausdruck
  12. eigene Ästhetik
  13. eigene Identität
  14. Aufführungskriterien, basierend auf Sachkenntnissen
  15. Unabhängigkeit vom Lehrer

(www.rabine-institut.de)